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Teilprojekt: "baños" (= Badezimmer)

Das Teilprojekt "baños" war das erste Projekt, das durch die Campesino Hilfe e.V. unterstützt wurde.

Wie verschafft sich ein neuer Verein aus Deutschland Zugang zu den verschlossenen und sehr skeptischen Campesinos, die in einer Siedlung im verarmten ländlichen Gebiet in Paraguay verstreut als bettelarme Kleinbauernfamilien existieren? Zu oft wurden sie bereits von politischen Parteien vor deren Wahlen manipuliert, und sogar von den Kirchen in gewisse Glaubensrichtungen getrieben - ohne jeweils dann tatsächlich "das Versprochene" dafür zu bekommen.

Wir haben sozusagen Glück! Warum? Weil wir, die wir das Projekt "baños" initiziert haben, arbeiten alle im Sanatorio San Lucas in Raul Peña. Es ist das einzige Krankenhaus in der weiteren Umgebung, das Menschen auch dann behandelt, wenn sie kein Geld haben. Das bedeutet, diese armen Menschen kennen die Arbeit und die Einstellung von uns, meist auch aus eigener Erfahrung. Wer kann sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn ein armer Familienvater sein schwerkrankes Kind in ein Krankenhaus bringen muss, ohne ein Stückchen Geld in der Tasche, das er eigentlich für eine medizinische Behandlung benötigt? Die Not, die Scham im Herzen und Gesicht trägt auch er, aber ist doch auf Hilfe angewiesen.

Von daher wissen diese Menschen bereits, wer wir sind. Und wir sehen ihre Not, nicht nur im medizinischen Falle, sondern auch ihre allgemeine Lebensnot.

Und diese Not wollen wir mit ihrer eigenen Hilfe ändern. Wir reden nicht lange, wir wollen nichts von ihnen, außer ihren Willen und ihre tatkräftige Unterstützung zur Veränderung.

Wir beginnen einfach mit dem Bau von baños. Eine 4x5m große, massiv gebaute Nasszelle mit Dusche, Handwaschbecken und Toilette mit Wasserspülung wird unter Anleitung von den Campesinos selbst gebaut. Das Material stellen wir durch die Campesino Hilfe e.V. zur Verfügung (200,-€ pro baño).

Die Gründe:

   

Die wissenschaftliche Doktorarbeit von Miguel A. Sánchez hat belegt, dass in der Siedlung Mariscal Estigarribia knapp 80% der Bevölkerung an diversen Wurmerkrankungen leidet. Würmer ernähren sich im Wirt Mensch hervorragend und verursachen dadurch eine belastende Blutarmut, Unterernährung und letztendlich auch Kretinismus (=körperliche + geistige Unterentwicklung). Dies sind wesentlichen Faktoren, welche bei den Campesinos für den Teufelskreis der Armut verantwortlich sind. Denn die Menschen fühlen sich ständig schlapp und müde. Von der Ferne betrachtet, sind diese Menschen "faul, dumm und deshalb arm". Doch statt zu urteilen, sollten wir ihnen lieber zeigen, wie sie einen Weg aus ihrer Misere finden.

   

Die festgestellten Wurmerkrankungen können medizinisch betrachtet sehr einfach und effektiv behandelt werden. Ein, zwei Tablettenkuren und das Thema scheint erledigt. Doch bei unseren Campesinos kommen diese Erkrankungen ständig wieder, weil ihre Art zu leben, dies fördert. Also versuchen wir grundlegende hygienische Maßnahmen zu finden, die ihnen körperlich gesehen erstmal und auf Dauer helfen. Das bedeutet, ihnen Wissen vermitteln und Veränderungen ermöglichen. Ein einfaches Beispiel ist ein Wasserbrunnen, der von einem Plumpsklo unterhalb gelegen, immer ein verschmutztes Trinkwasser zur Folge hat.

   

Die Familien, die ein "baño" erhalten, müssen sowohl beim eigenen Bau, als auch bei den anderen Familien helfen gehen. Dies bringt ihnen ein neues Gefühl von Gemeinschaft, das sie in dieser Art leider lange nicht mehr gekannt haben. Außerdem lernen sie dadurch, wie alles organisiert und durchgeführt wird.

Durch dieses erste Teilprojekt erhalten insgesamt 30 Familien ein "baño". Die Campesino Hilfe steuerte dazu rund 6.000 € bei.

   

Was ändert sich dadurch?

Die Menschen müssen sich nicht mehr am Fluss waschen gehen und über verstaubte Erdwege wieder nach Hause zurückkehren.

   

Die Toilette und das Handwaschbecken bringen ebenfalls enorme hygienischen Verbesserungen. Als einen überaus positiven Nebeneffekt beobachten wir ein gesteigertes Selbstwertgefühl bei den Campesinos, ihr neues Bewusstsein für körperliche, aber auch räumliche Sauberkeit und somit die Anhebung ihrer Lebenswürde.

   

Die aktive Bildung unter den Campesinos und Nachhaltigkeit des Projektes zeigt sich am Beispiel, dass ein "baño" von ihnen komplett ohne unser Mitwirken nachgebaut wurde. Also können die Campesinos bereits ihr erlerntes Wissen an andere Familien weitergeben!!

   

Somit endet das erste Teilprojekt mit vollem Erfolg. Schließlich wollten wir nicht die ganze Siedlung mit Badezimmern zubauen, sondern ein erstes gutes Beispiel für die Hilfe zur Selbsthilfe setzen.

Darüber hinaus wollen wir uns lieber der anderweitigen Bildung zuwenden. Deshalb sehen wir die Notwendigkeit für ein Campesino-Mehrzweckhaus. Denn die Campesinos brauchen einen zentralen und unabhängigen Treffpunkt für Schulungen und andere Aktivitäten. Außerdem finden zwischenzeitlich ärztliche Sprechstunden speziell für die Campesinos statt.

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