Ausgabe Nr. 7 - November 2014„Campesino - Bläddle”Nach einer längeren Pause gibt es jetzt endlich wieder eine neue Ausgabe vom Campesino- Bläddle. Und da wir Sie nun schon sooo lange nicht mehr über die Vereinsarbeit informiert haben, fällt es etwas schwer, den Beginn bei welchem Thema (?) zu setzen. Der Größe nach, oder Gewichtigkeit in unserer bisherigen Vereinsarbeit fällt das Thema sogleich auf unser „LKW- Projekt”. Damit haben wir Sie auch beim letzten Bläddle stehen lassen. Letztendlich konnte dieses Teilprojekt eher mehr als weniger durch Herbert Jarosch realisiert werden. Ihm war es von Anfang an wichtig, dass die Campesinos mobil werden und die Möglichkeit erhalten, ihre Ernten von den Feldern zu holen, um dann auch aktiver an der Marktwirtschaft teilnehmen zu können. „Begonnen hat alles nach einem Besuch bei Lucio in Mariscal Estigarribia im März 2008. Mir wurde dort klar, dass die Genossenschaft ohne eigenes Fahrzeug bei Transporten immer auf fremde Hilfe angewiesen sein würde. Mit dieser Erkenntnis kam ich damals nach Hause und sie ließ mich nicht mehr los”, berichtete Herbert bei der letzten Hauptversammlung. „Meine erste Idee war, eine Fahrzeugspende durch die Firma EvoBus, Neu-Ulm vom Firmenstandort in Sao Paolo zu bekommen; leider wurde
dies durch die neuen Compliance/ Regeltreue - Vorschriften für Konzerne zerschlagen. Deshalb musste ich auf eine Geldspenden-Aktion
ausweichen, was sich nachträglich auch als die bessere Lösung erwiesen hat. Ich hatte jedoch keine Ahnung, wie schwierig das werden sollte. über
1 Jahr habe ich sehr viele Spendenbriefe an Leute von nah und fern geschrieben. Manche überraschend erfolgreich, leider viele erfolglos. Wir entschieden uns letztendlich für einen 10 Jahre alten Nissan, ein 3-Tonner mit offenem Holzaufbau. Kosten: 57 Millionen Guaranies. Da dieser LKW einen guten Eindruck auf uns alle machte, war der Kauf bald perfekt. Die Probefahrt bestätigte unseren Eindruck. Danach tauschten wir die 10.000 Euro in 57 Millionen Guaranies um und bezahlten den LKW in bar. Der Verkäufer fiel aus allen Wolken und prompt fuhren wir gemeinsam zu seiner Bank, wo er schnell den Geldscheinstapel wieder los wurde.
Mit dem Verkäufer konnten wir verabreden, dass er den LKW in den kommenden Tagen nach Ciudad del Este fahren wird. Was auch gut geklappt hat. Von dort aus konnten wir ihn dann nach Mariscal Estigarribia zu unseren Campesinos fahren. Der große Tag der Fahrzeug-übergabe rückte immer näher. Am 19. November 2013 wurde dieser „Festakt” sogar im örtlichen Radiosender verkündet. Bürgermeisterin Celia Dettenborn machte ein gutes Marketing für unser Projekt und für sich. Um 8:15 Uhr fuhren wir in Ciudad del Este los. Miguel steuerte den LKW und ich fuhr mit seinem Auto hinterher.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt quer durch die Pampa über staubige Erdstraßen kamen wir um 10.45 Uhr wohlbehalten in Mariscal Estigarribia an. Dort wurden wir von Bürgermeisterin Dettenborn und einem Radioreporter bereits erwartet. Danach fuhren wir zu Lucio, wo die übergabe des Lkw im Rahmen einer Versammlung der Genossenschaft stattfand. Rundherum diese Stille, die strahlenden Gesichter, die freudige Spannung! Das hat mich sehr bewegt und ich denke, das ist der schönste Lohn, den man durch den Einsatz bei Entwicklungshilfe bekommen kann. Die LKW-übergabe wurde an die drei Vorstände der Genossenschaft vorgenommen: Vorsitzender Lucio Gonzales Romes, sein Stellvertreter Severiano Gimenez Nuñez und Vorsitzender des Controllings Jose Arturo Bogado Gomez nahmen Schlüssel und Fahrzeugpapier entgegen. Dieses einmalige Ereignis wurde selbstverständlich mit einem Festessen im Hause von Lucio gebührend gefeiert.
Zwei Tage später flogen wir dann wieder zurück auf die winterliche Schwäbische Alb, voll beladen mit diesen herrlichen Eindrücken.” Jahreshauptversammlung 2014: Unsere letzte Jahreshauptversammlung fand im Juni 2014 statt. Dem Kassenbericht von Lydia Heinz war zu entnehmen, dass im Hauptkonto 2013 Einnahmen von 10.242 Euro und Ausgaben von 12.390 Euro verbucht wurden. Dem LKW-Konto wurden 10.219 Euro entnommen und das Konto wurde daraufhin aufgelöst. Im Jahr 2013 wurden insgesamt 21.100 Euro für Projekte nach Paraguay transferiert. Das ist absoluter Vereins- Rekord! Des Weiteren berichtete Isabella Jarosch zunächst über die Vereinsarbeit in Deutschland:
Am 7.Mai 2013 fand ein Fest der Dornstadter Zukunftsgestalter anlässlich der UNESCO-Preisverleihung statt. Dort konnte sich der Verein Campesino
Hilfe vorstellen. Neue Entwicklungen verändern die Ziele des Vereins: Ruben ist im Prinzip fertig mit seinem Studium zum Krankenpfleger. Er hat nur noch seine Diplomarbeit zu schreiben und diverse Abschlussprüfungen vor sich. Weil er jedoch selbst dazu verdienen kann, wird er nun nicht mehr finanziell unterstützt. Er kontrolliert regelmäßig bei anderen Campesinos den Blutdruck, macht Spritzen und übernimmt Beratungen bei medizinischen Fragen. Somit ist das Teilprojekt Stipendium1 abgeschlossen. Unsere Projektpartner Miguel und Siria sehen nun keinen weiteren Unterstützungsbedarf mehr bei unseren Campesinos in Mariscal Estigarribia. Nach 10 Jahren finanzieller und ideeller Unterstützung sehen sie die Genossenschaft der Campesinos auf einem sehr guten Weg. Die Campesinos haben mit uns „das Laufen gelernt”, aber ihren Weg müssen sie irgendwann dann auch selbst gehen. Hilfe zur Selbsthilfe war uns immer sehr wichtig, viel wichtiger als alles Materielle und so haben wir die Campesinos auch auf diesen guten Weg bringen können. Die Genossenschaft hält jeden ersten Freitag im Monat ihre Sitzung ab. Mit dem LKW können sie nun ihren Traum erfüllen, ihre Ernten auf dem Markt der nächsten Stadt verkaufen, ihn als Transportmittel bei der Ernte selbst einsetzen und vieles mehr. Allein dies bringt der Genossenschaft mit seinen Mitgliedern und Familien einen unheimlichen Aufschwung und wenn sie weiterhin umsetzen, was sie gelernt haben .....fleißig sein und die Gemeinschaft nutzen.....
Die Lebenswürde dieser Menschen wurde deutlich angehoben durch die Umsetzung von Hilfe zur Selbsthilfe. Die hygienischen Bedingungen wurden durch den Bau der Badezimmer deutlich verbessert. Durch den Eigenbau lernten sie automatisch auch das Bauen von Häusern mit Ziegelsteinen. Was heutzutage nachhaltig zu beobachten ist: es gibt Nachbauten und viel Massivbau.
Aber auch die Gemeinschaft verbesserte sich immens durch unsere Anforderungen der gegenseitigen Hilfe und des Respekts. Die medizinische Unterstützung brachte natürlich eine momentane Verbesserung des jeweiligen Gesundheitszustandes, aber auch bei diesem Teilprojekt steckt mehr als das dahinter. Nämlich vielmehr das „wir werden beachtet” - „jemand interessiert sich für uns” - wir werden wahrgenommen und es wird mit uns ernsthaft und ehrlich umgegangen. Es wird uns sogar zugemutet, ein eigenes Grundstück zu haben, auf dem ein eigenes Mehrzweckhaus gebaut werden kann - für Sitzungen, für Schulungen, für Lagerraum, für alles Mögliche (was später ja bekanntlich zu einem Laden wurde ☺).
Dann die ganze Stevia- Erfolgsgeschichte. Wir haben etwas gefunden, das perfekt ist für den Kleinbauern in Paraguay. Er braucht zu diesem Anbau nur sehr wenig Einsatz und kann doch einen hohen Gewinn erzielen. Was bringt das für das Selbstvertrauen, wenn man sich das mal überlegt. Das Einkommen wird plötzlich relativ hoch und auch noch relativ konstant. Was bringt das einer Familie alles für Vorteile?
Dass sich dann daraus eine Genossenschaft entwickeln konnte, ist der Fleiß und die Motivation der Campesinos selbst, aber das akzeptieren sie noch nicht so ganz ☺. Die Regeln lernen, die Welt besser verstehen in der sie leben, sich deshalb besser zurecht zu finden, das alles und vieles mehr hat Campesino Hilfe aus Scharenstetten unterstützt! Keine Sorge: unsere Projektpartner sind jederzeit für die Campesinos da und unterstützen sie auch weiterhin mit ihren Ratschlägen, aber außer der finanziellen Unterstützung des zweiten Stipendiums gibt es ab sofort kein Geld mehr für weitere Teilprojekte. Selbst sind die Campesinos! Nun also zu den Neuen Visionen: Es gibt den dringenden Wunsch von Seiten unserer Projektpartner Dr. Miguel Sanchez und Siria Lavall in Paraguay nach einer kleinen Satzungsänderung des Vereins, damit andere, neue und weitere Projekte aufgebaut und unterstützt werden können. Konkret geht es um zwei ganz und gar unterschiedliche Projekte. Projekt 1: Hier jedoch mehr auf die Viehzucht bezogen. Die Familien haben Kühe, die pro Tag leider 1-2Liter Milch geben. Das könnte leicht verändert werden, z.B. durch Weiterzüchtungen zur verbesserten Milcherzeugung, aber auch die Haltung/Pflege durch Tierarztkontrollen und so weiter. Dann könnte eine Käseproduktion aufgebaut werden bis später eine Genossenschaft entsteht. Hühnerzucht kann in kleinem Stil ebenfalls gelehrt werden. Eier und Fleisch wären ebenso wie Käse und Milch gute Verkaufsgüter in der nahegelegenen großen Stadt und somit wäre ein relativ konstantes Einkommen in Sicht. Projekt 2:
Es wurde vor 20 Jahren mit Hilfe von Spenden des Gustav- Adolf-Werk Baden-Württemberg aufgebaut. Seither ist es eine Stiftung, d.h. es erhält keine Gelder mehr von extern, sondern erhält sich durch Einkommen/Arbeit selbst. Die letzten 10 Jahre konnte aus Geldmangel kaum etwas in das Gebäude zum Erhalt investiert werden. Stets war es wichtiger alle Gehälter den Angestellten zu bezahlen und von den Schulden bei den Pharmavertretern herunter zu kommen.
Das geht auf Dauer nicht gut und die Not ist nun da. Nun, liebe Mitgliederinnen und Mitglieder bitte ich euch um eure ehrliche Meinung! Sollen wir die Campesino Hilfe an diesem Punkt ganz zu einem Ende kommen lassen und stolz darauf sein, was erreicht wurde, oder sollen wir den aufgebauten „Spenden-Weg” hier in Deutschland weiterhin nutzen, um armen Campesinos/Menschen einer anderen Siedlung und dem Krankenhaus in Raùl Peña zu helfen? Ich freue mich auf möglichst viele Kommentare, Kritiken und Anregungen! Isabella Jarosch An der Hauptversammlung beschlossen wir, eine Satzungsänderung anzustreben. Einen konkreten Entwurf gibt es derzeit noch nicht und Sie sind herzlich eingeladen, Ihre Gedanken/Ideen beizusteuern! „Muchos saludos”
Autor und verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: |
--- © 2003 - 2024 by Campesino Hilfe e.V. --- |