Ausgabe Nr. 4 - September 2009„Campesino - Bläddle”Wie bereits im letzten Bläddle berichtet, hatten wir im Sommer Besuch aus dem fernen Paraguay. Ja, Dr. Miguel Sanchez war ganze drei Wochen im schwäbischen Ländle. Dieser Besuch war nicht nur für unseren Verein hier sehr wichtig, sondern mindestens genauso wichtig auch für die Menschen drüben in Südamerika, die am Projekt teilhaben. Ganz klar hat unsere Informationsveranstaltung am 5. Juli 2009 bei ALLEN einen sehr guten und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Aber hierzu später mehr. Mit Spannung und etwas gemischten Gefühlen sahen wir der Ankunft von Miguel am 18. Juni entgegen. Nach deutschem Perfektionismus wollten wir natürlich ein lückenloses Programm vorbereiten. Schnell wurde uns jedoch bewusst, wie schwierig es wird, derart viele und unsichere Pläne und Erwartungen unter einen Hut zu bringen und dann auch noch in eine relativ normale Arbeitswelt zu integrieren. Deshalb haben wir, ganz auf südamerikanische Art, ganz schlicht und einfach gewisse Vorhaben, die Miguel und uns sehr wichtig waren, als Eckpunkte festgelegt, und drum herum ein lockeres Programm gebastelt, das je nach Wetter umgesetzt werden konnte. Das hat ganz gut geklappt. Wichtig waren vor allem die Termine für die weitere Erkundung einer möglichen Vermarktung der Stevia-Ernten in Deutschland; der Besuch bei Pfadfinder-Freunden von Miguel in Mainz; die Projektbesprechung mit Professor Adelmann für eine Photovoltaik-Notstromversorgung im Sanatorio San Lucas in Raúl Peña; eine Vorbesprechung mit der Hochschule Ulm für einen möglichen Partnerschaftsaufbau; der Besuch einer ehemaligen Mitarbeiterin des Sanatorio San Lucas in München; zu guter letzt die Informationsveranstaltung am 5. Juli 2009 im Sportheim des SV Scharenstetten, aber auch die Übersetzung der neuesten Projektbeschreibung, die benötigt wird, um gewisse Formalitäten zu erfüllen. Die größte Überraschung brachte uns Miguel aus Mariscal Estigarribia mit. Einen Tag nach seiner Abreise veranstalteten die Campesinos zum ersten Mal ein typisches Fest in ihrer Dorfgemeinschaft. Gemeinsam mit vielen Besuchern aus dem Umkreis wurde ganz traditionell am Feiertag San Juan gefeiert. Das Fest war sehr gut besucht, die Organisation von Essen und Trinken war gut. Auf dem Programm standen auch typische Aufführungen, die von den Campesinos selbständig vorbereitet und dargeboten wurden. Bereits jetzt planen sie das 2. Fest im Jahr 2010 und sind mit Verbesserungsvorschlägen auch an Selbstkritik nicht geizig. Allein dieses Fest und die Ereignisse spiegeln die positive Verwandlung unserer Campesinos und des neuen Wir-Gefühls wider. Darauf sind wir alle sehr, sehr stolz. Zurück nach Deutschland. Zwischen geschäftlichen Fixterminen sollten natürlich touristische Aspekte für unseren Besuch nicht zu kurz kommen. Miguel sollte schließlich auch unsere Heimat kennen lernen. Und so standen auf dem Programm die Besichtigung und Besteigung des Ulmer Münsters, die Perle der Schwäbischen Alb: Blaubeuren mit all seinen Schönheiten, ein Besuch im Waldseilgarten Wallenhausen, die Laichinger Tiefenhöhle, der Uracher Wasserfall (was für ein Schmach im Vergleich zu den Wasserfällen von Iguaçu, der Heimat von Miguel), das Schloss Liechtenstein mit anschließendem Essen in der Brauereigaststätte Berg bei Ehingen (sehr lecker); nur um die meisten zu nennen. Die Informationsveranstaltung am 5. Juli im Sportheim in Scharenstetten war ein voller Erfolg. Nicht nur wegen des Besuchs, sondern auch wegen der reichhaltigen Informationen, der Berichterstattung durch die Ulmer Südwestpresse, der Vereinsbeitritte und der gesammelten Spenden von 290 . Vielen Dank auch an den Sportverein Scharenstetten für die kostenlose Überlassung der Räume. Den Besuchern berichteten Miguel und Isabella mit Worten und Bildern von allen bisherigen Projekten in Mariscal Estigarribia. Bisher hat der Verein Campesino Hilfe e.V. insgesamt 31.000 für die Projekte zur Unterstützung der Campesinos bereit gestellt. Dafür herzlichen Dank alle Spenderinnen und Spender. Jeder konnte durch die Berichte erkennen, wie sehr sich die Menschen dort seither nachhaltig verändert haben. Die Veranstaltung des 1. Dorffestes San Juan ist das beste Beispiel für das neue Lebensgefühl und die Lebensqualität in der Siedlung. Als neues Projekt stellten Miguel und Isabella die Förderung von Jugendlichen und deren Weiterbildung in der Schule und beim Studium vor. Unterstützt werden sollen nur die Jugendlichen, die bereit sind, ihr erworbenes Wissen später in die Dorfgemeinschaft und Genossenschaft einzubringen. Das Stipendium, das zur Unterstützung notwendig ist, beträgt voraussichtlich 250-300 im Monat. Mit dem Ulmer Finanzamt werden wir noch spendenrechtliche und steuerrechtliche Fragen klären. Wenn die Rahmenbedingungen für dieses Projekt feststehen, möchten wir das Projekt im Jahr 2010 starten. Die Campesinos sind mittlerweile so gut organisiert, dass sie es sich zutrauen, eine Genossenschaft zu bilden. Beim Stevia-Projekt machen jetzt 41 Familien mit. Selbstverständlich wollen wir sie weiterhin auf diesem Weg unterstützen und bestärken. Durch herausragende Organisation und Ernteerfolge in der bisherigen Vereinigung sorgen sie bereits für Aufsehen und Furore in Paraguay. Gegründet wurde inzwischen die Erzeugergenossenschaft mit der Abkürzung ACAHI (gesprochen: aka-i). Die Bezeichnung der Genossenschaft hat wenig mit Guaraní -der Eingeborenensprache- zu tun, sondern bezieht sich viel mehr auf die Verbindung zu unserem Verein Campesino Hilfe. Den Namen der Genossenschaft haben die Campesinos selber erfunden. Er leitet sich so ab: A wie Asosiacion, also Vereinigung Ist es nicht wunderschön, dass die Campesinos mit dieser Namensgebung Dank und Anerkennung gegenüber ihrem deutschen Förderverein Campesino Hilfe e.V. ausdrücken und so zu uns stehen? Am 9. Juli war der Besuch von Miguel zu Ende und nach drei erlebnisreichen Wochen hieß es Abschied zu nehmen. Sie werden sicher verstehen, dass dies für uns Gastgeber und für unseren Freund Miguel wirklich bewegende Momente waren. Seine Heimreise verlief ohne Probleme. Und: er freute sich ganz arg auf seine Familie und seine Arbeit. Ein ganz herzliches Dankeschön geht am Schluss dieser Ausgabe noch an die Landfrauen in Berghülen. Sie haben Isabella zu einem weiteren Vortrag eingeladen. Stets begeistert über die fortlaufenden Berichte und Bilder sammeln auch sie eine stolze Spende von insgesamt 117 zusammen und geben diese wie selbstverständlich dem Verein Campesino Hilfe e.V.. Herzlichen Dank für all die Begeisterung, Ermutigung und das Vertrauen! Weitere Termine für das Jahr 2009 stehen bereits fest. Ende Oktober wird Isabella wieder nach Paraguay reisen und sie würde gerne wieder eine reichliche Geldspende mitnehmen. Also, wer noch etwas Gutes tun will, kann die nächsten 3 Wochen nutzen. Girokonto-Nr. 21 014 824 bei der Sparkasse Ulm, BLZ 630 500 00. Am 4. Advent (20. Dezember) wird unser Verein wieder beim Allerweltsfest im Ulmer Roxy mitmachen; dort wollen wir wieder die Aktionen und Projekte der Campesino Hilfe präsentieren. Isabella kehrt ein paar Tage vorher von Paraguay heim nach Radelstetten und sie wird neueste Eindrücke und Neuigkeiten von Mariscal Estigarribia mitbringen und im Roxy vorstellen. Es grüßt Euch herzlich: Euer Herbert Jarosch
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